Filmkritik: L’UOMO CHE COMPRÓ LA LUNA (Der Mann, der den Mond kaufte)

von Carla Pollak

L’UOMO CHE COMPRÓ LA LUNA (Der Mann, der den Mond kaufte)
Italien 2018 | Regie: Paolo Zucca | Spielfilm

Ein heiterer und amüsanter Film, in dem sich Poesie und Farce gekonnt die Waage halten.

Das Zitat stammt aus dem diesjährigen Programmheft der 12. Mittelmeer-Filmtage und könnte Paolo Zuccas Film L’UOMO CHE COMPRÓ LA LUNA kaum treffender beschreiben. Es passt wortwörtlich wie die Faust aufs Auge. Und mit einer solchen Faust wird der Zuschauer den ganzen Film lang immer wieder konfrontiert.

Immer wenn wir denken, wir wissen, welchen Weg die Handlung einschlagen wird, müssen wir durch eine plötzliche Wendung, die uns wie eine Faust ins Gesicht trifft, immer wieder feststellen, dass wir eigentlich keine Ahnung haben. Damit sind wir aber nicht alleine. Auch der Protagonist des Films, ein junger Mailänder mit sardischen Wurzeln, weiß nicht, was auf ihn zukommt, als er eines Tages wegen seiner Herkunft von den italienischen Behörden ausgewählt wird, einen äußerst absurden Fall zu lösen. Irgendjemand auf der Insel Sardinien hat den Mond gekauft und steht damit in direkter Konkurrenz zu den Amerikanern! Der Dieb muss gefunden und ausgeschaltet werden!

Das Problem an der Sache: Unser Agent hat deshalb so wenig Ahnung wie wir, weil er den Bezug zur Insel und damit auch zu ihren kulturellen Gepflogenheiten und ihrer Identität verloren hat. Um diesen Missstand zu beseitigen, wird er in der ersten Hälfte des Films in die Lehre eines alten Sarden geschickt, der ihm die Bräuche der einheimischen Bevölkerung zeigt. (Auch hier kommen nicht selten Fäuste zum Einsatz.)

Die Bräuche wirken zunächst unsinnig und überzeichnet. Doch auf Sardinien helfen sie unserem Agenten am Ende tatsächlich dabei sich den Dorfbewohnern anzunähern und den Dieb ausfindig zu machen.

Zucca spielt virtuos mit Vorurteilen und Stereotypen, bringt uns damit aber gleichzeitig Traditionen einer der bekanntesten Inseln Italiens näher. So führen uns alle Wege schließlich zurück zum Hauptmotiv des Films: dem Mond (italienisch: la luna). Auf Sardinien wird er als weibliche Göttin verehrt. Italienische Frauen blicken noch heute auf sein Spiegelbild im Wasser und wünschen sich ein Kind.

Inseln besitzen meist eine ganz eigene Identität. Einen Zugang zu dieser Identität zu finden, ist für uns Außenstehenden nicht leicht. Zucca schafft es, uns diesen mit seinem Film zu geben. Er lässt uns mit viel Witz und Humor in die Welt Sardiniens eintauchen, die wir am Ende eigentlich gar nicht mehr verlassen wollen.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert