von Monti Luger, Marija Malinska und Barbara Wutz
Die Fotoausstellung Perspektiven einer Reise befasst sich mit drei Perspektiven: mit der eines Flüchtlings, mit der einer Urlauberin und mit der Darstellung der Medien.
Die erste Perspektive stellt die einer Urlauberin dar. Die meisten von Ihnen werden die Mittelmeerküste mit ihren imposanten Landschaften, dem milden Klima und leckerem Essen, zur Erholung besucht haben. Dadurch wird diese Sichtweise eine vertraute sein. Wichtig für unsere Darstellung ist allerdings auch die Art des Urlaubes. Segeln wird assoziiert mit Freiheit und Entdeckungen, aber auch mit einem gewissen finanziellen Status. Dieser Aspekt wird in den begleitenden Interviews vermehrt beleuchtet, denn für die Protagonisten – einer Gruppe Studenten und Berufseinsteigern – ist die finanzielle Seite der Reise durchaus prominent.
Auch ist die Reise mit gewissen weiteren Hürden verbunden. Die Unannehmlichkeiten einer Autofahrt oder die Herausforderung eine Gruppe Menschen auf engstem Raum für längere Zeit zufrieden zu stellen mögen verglichen mit globalen Problemen banal erscheinen. Doch sind sie für die beteiligten Personen in der Situation durchaus real und wichtig. Somit war es unser Ziel, auch diesen Aspekt zu beleuchten und eine vielschichtige Repräsentation zu kreieren. Doch auch eine weitere Perspektive lässt sich zwischen den Zeilen erkennen: die der Einheimischen. Welche Auswirkungen haben die Touristenströme auf ihr Leben und ihre Heimat? Die Fotografien stellen auf den ersten Blick schöne Urlaubserlebnisse dar. Doch sollen sie mit ihrer Komposition eine Spannung erzeugen und einladen, inne zu halten und hinter die Fassade zu blicken.
Nicht zuletzt entsteht die Spannung auch durch die direkte Gegenüberstellung zur zweiten Perspektive – der eines Geflüchteten. Ein Boot auf dem Mittelmeer ruft in Angesicht der Ereignisse der letzten Jahre unweigerlich Assoziationen mit der Flüchtlingskrise hervor.
Unsere Intention ist es aber keineswegs, mahnend den Zeigefinger zu erheben. Vielmehr geht es darum, den Blick auf die einzelnen Personen zu wenden, denn jede der Perspektiven hat ihre Legitimität.
Wir kontrastieren die Urlauber-Perspektive mit der von Hafez, der über das Mittelmeer geflüchtet ist. Die Meisten werden die Flüchtlingsdebatte über die Massenmedien mitverfolgt haben und sich auf Basis verschiedener Aussagen ein Bild über die Situation gemacht haben. Aber wie viele von uns hatten schon einmal die Möglichkeit, eine solche Reise persönlich zu hören?
In der Ausstellung versuchen wir, auch den Weg aus der Sicht des Individuums zu beleuchten, die in der Masse von Berichterstattung und Menschen untergeht.
Aus ersten Hand erzählt uns Hafez von den Umständen seiner Flucht aus der Heimat, der Reise nach Europa und wie er in Deutschland angekommen ist. Die Fotos von Hafez sind in München entstanden und sollen die jeweiligen Stationen seiner Reise wiederspiegeln.
Zwischen den Herausforderungen, Gefahren und Ungewissheit auf dieser Reise, vergisst man leicht das, was der Schweizer Psychologe Carl Jung Individuation, oder Selbstverwirklichung, genannt hat. Hafez hat die Verantwortung für sein Leben übernommen und den Mut aufgebracht, einen lebensbedrohlichen Weg auf sich zu nehmen, um sein Leben zu retten. Lassen Sie den Kontrast der Geschichten auf sich wirken und beobachten Sie, ob sich Ihre Sichtweise verändert.