Ich studiere Film- und Medienkultur-Forschung. Und was macht man damit?

Über das Verlassen der „Uni-Blase“

von Lydia Frost und Paulina Kutschka

Den Masterstudiengang Film- und Medienkultur-Forschung (kurz: FMK) gibt es noch gar nicht so lange. Wir sind aktuell der zweite Jahrgang – insofern hatten wir oft nur wenig Ahnung davon, was uns so erwartet. Vergangenes Jahr standen unsere Kommilitonen/-innen aus dem höheren Semester vor der Aufgabe, eine Fachtagung zu planen und durchzuführen – so ist es regulär als Prüfung im dritten Semester vorgesehen. Dieser gemeinsamen Projektarbeit, so würden wir jetzt einschätzen, hat auch unser überschaubarer Jahrgang durchaus freudig entgegen gesehen. Umso größer war die Zustimmung, als wir im Wintersemester 2019/20 sogar die spannende Möglichkeit erhielten, mit der Filmstadt München im Rahmen der Mittelmeer-Filmtage zusammenzuarbeiten und diese mitzugestalten. Die Idee, unsere Forschungsansätze vor einem großen Publikum zur Anwendung kommen zu lassen und damit die Filmtage um eine wissenschaftliche Perspektive zu erweitern, wurde von uns mit viel Enthusiasmus aufgenommen. Voller Elan wurde sich auf die Planung gestürzt, ganz heiß darauf, unserer Kreativität freien Lauf zu lassen – gerade, weil wir es aus unserem Studiengang gewohnt sind, eher theoriebasiert zu arbeiten. Erste Ideen rund um einen Werbefilm, eine Fotoausstellung, eine Kunstinstallation, Workshops und Filmeinführungen wurden schnell konkretisiert.
Nach einigen Treffen und detaillierten Ausarbeitungen der einzelnen Arbeitsgruppen wurde klar, dass es schwierig ist, die Wissenschaft vor lauter Möglichkeiten nicht zu vernachlässigen. Und plötzlich standen wir vor einem Problem: Wie schafft man es eigentlich, die Brücke zwischen Wissenschaft und kreativem Arbeiten zu schlagen?
Nun stellt sich heraus, dass künstlerische Freiheit manchmal eine schwierige Ausgangslage für eine wissenschaftliche These darstellt. Durch die Begeisterung und die Zeit, die wir in den kreativen Prozess gesteckt haben, haben wir den wissenschaftlichen Fokus etwas aus den Augen verloren. Das ergibt sich nicht unbedingt aus der eigenen Schwerpunktsetzung, sondern ist auch Folge eines Interessenskonflikts. In der Rolle als Studierende ist es unsere Aufgabe, den wissenschaftlichen Ansprüchen der Universität zu genügen und diese zu repräsentieren. Gleichzeitig müssen wir uns im Hinblick auf die bevorstehenden Filmtage auch einem Uni-externen Publikum anpassen können. Im Umfeld der Uni sind wir es gewohnt, auf ein gleichgesinntes Publikum zu treffen. Nur selten begeben wir uns mit unserem Filmwissen aus unserer Blase. Auf einer öffentlichen Veranstaltung wie den Mittelmeer-Filmtagen trauen wir uns nun vor ein heterogenes Publikum, das wir nur schwer einschätzen können. Wie setzt sich das Publikum zusammen? Welches Vorwissen können wir voraussetzen? Und ist das Publikum überhaupt an wissenschaftlichen Impulsen interessiert? Letztlich müssen wir feststellen, dass es auf diese Fragen keine eindeutigen Antworten geben kann. Doch wie können wir dann bei einer Filmeinführung sicherstellen, dass wir das Publikum mit unseren theoretischen Ansätzen erreichen und gleichzeitig dem Anspruch der Uni gerecht werden?
Statt dem üblichen Aufbau unserer schriftlichen Arbeiten versuchen wir zum Beispiel, das gewohnte Prozedere mit Referenzen auf andere Autoren im mündlichen Vortrag zu umgehen. Während wir normalerweise verschiedene Blickpunkte einnehmen, ist es nun wichtig, dem Publikum eine eindeutige Sichtweise zu präsentieren und es auch direkt anzusprechen. Dabei darf natürlich nicht vergessen werden, dass ein Vortrag vor dem Film leicht zugänglich, verständlich und informativ sein sollte – mit der Besonderheit nicht aus Versehen den Film zu spoilern.
Was wir dabei stets im Hinterkopf haben ist, dass unsere Leistung letztlich auch in schriftlicher Ausführung benotet wird. Außerdem unterscheiden sich unsere Beiträge für die Filmtage von Gruppe zu Gruppe so sehr, dass es schwierig ist, eine allgemeingültige und gleichzeitig für jeden zufriedenstellende Leistungsbeurteilung zu finden.
Trotz all dieser Schwierigkeiten freuen wir uns auf die Herausforderung und sehen unsere Vorträge bei den Mittelmeer-Filmtagen als lehrreiche Gelegenheit im Hinblick auf unsere berufliche Zukunft. Wir denken, es ist manchmal gar nicht so schlecht, die Wissenschafts- Blase zu verlassen, schließlich sind im Rahmen der Mittelmeer-Filmtage tolle und kreative Projekte entstanden. Die wissenschaftliche Methodik haben wir als Masterstudenten dann doch schon verinnerlicht und sie damit längst zur Grundlage unseres Denkens gemacht.

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