von Karolin Tybus und Natascha Herr

Idee, Konzeption und Durchführung des Workshops:
Nicoletta Kolmeder, Mark Luxenhofer
Patryk Maciejewski, Lea Kubisch

„Ein flüssiger Kontinent?
Méditeranée zwischen Fiktion und Realität“

Die Vortragsreihe beleuchtet den Mittelmeerraum als Ort der politischen und historischen Zwischenwelten, der von dauerhaften Konflikten zwischen Ökonomie und Kultur geprägt ist. Der Fokus liegt dabei auf künstlerischen Konzepten, die sich mit dieser Kontroverse auseinandersetzen sowie dem philosophischen Konzept der Grenze im Medium Film. Jedes Panel enthält zwei Vorträge von Studierenden der Film- und Medienkultur-Forschung und einen Gastvortrag.

Die beiden Panels sind thematisch folgendermaßen festgelegt:

PANEL 1:
(FILM-)GESCHICHTE UND (FILM-)LANDSCHAFT DES MITTELMEERS
23. Januar 2020 18 – 22:00 Uhr, PIXEL

„Filmlandschaft und Kulissen Italiens –
Zwischen Hollywood und Heimatgefühl“
Vortrag von Nicoletta Kolmeder (LMU)

„Das Mittelmeer als Begegnungsraum.
Kulturelle Spannungen in den Filmen von Roberto Rosselini“
Vortrag von Mark Luxenhofer (LMU)

„Mediterranismus oder Poetische Rekonfigurationen
des Mittelmeeres in Literatur und Film“
Vortrag von Prof. Dr. Tomislav Zelić (Universität Zadar, Kroatien)


PANEL 2:
DAS MITTELMEER ALS GRENZ- UND KULTURRAUM
25. Januar 2020 18 – 22:00 Uhr, PIXEL

„Zwischen Be- und Entgrenzung.
Das Paradox Mittelmeer(Raum)“
Vortrag von Patryk Maciejewski (LMU)

„Perspektiven.
Zur Realität und Imagination von Grenzen“
Vortrag von Lea Kubisch (LMU)

„Spanische Meeresimaginarien:
Gesellschaftskritik und Mythenbildung“
Vortrag von Dr. Romana Radlwimmer (Universität Tübingen)


Warum habt ihr euch für einen Workshop entschieden bzw. wie seid ihr auf das Format gekommen?
Patryk: Ich vermute, weil wir einen gewissen Hang zum Theoretisch-Wissenschaftlichen haben und uns im Rahmen der Mittelmeer-Filmtage mit den philosophischen und kulturellen Aspekten des Mittelmeers auseinandersetzen wollten. Das Format Workshop bietet sich hier durchaus an, da man den Zuschauern zusätzlich theoretisches Hintergrundwissen mitgeben kann, welches idealerweise zu einer umfassenderen filmischen Erfahrung beiträgt.
Nicoletta: Zuerst war ich sehr unentschlossen, denn alle Projekte waren wirklich interessant. Ich wollte aber dann doch an einem Projekt arbeiten, das theoretischer ist, da ich mich für dieses Format durch den Studiengang am besten vorbereitet gefühlt habe. Ich war aber auch neugierig auf die praktischen Arbeiten meiner Kommilitonen. Darum habe ich das Dokumentarfilm-Projekt für die Mittelmeer-Filmtage ein bisschen während den Dreharbeiten unterstützt, was mir sehr viel Spaß gemacht hat.

Wie seid ihr bei eurer individuellen Themenfindung vorgegangen? Ist sie euch schwergefallen?
Nicoletta: Am Anfang ist mir die Themenfindung schon schwergefallen. Das Thema Mittelmeer bietet riesige Auswahlmöglichkeiten, aber nichts, womit ich mich film- oder medienwissenschaftlich schon tiefer befasst hätte und woran ich direkt anknüpfen könnte. Ich habe mich also einfach auf die Suche gemacht und konnte mich recht schnell für ein Thema begeistern. Ich wollte vor allem den filmischen Aspekt mit dem Raum selbst verbinden.
Mark: Ich wollte unbedingt etwas Filmhistorisches machen, da ich es schade fand, dass kein Klassiker im Programm der Mittelmeer-Filmtage war. Ich habe dann überlegt, welche Filme aus dem Mittelmeerraum am besten zur Thematik des Panels passen und habe mich dann für Rossellinis Werk entschieden – auch, weil ich erst vor kurzem wieder eine kleine persönliche Retrospektive von ihm gemacht habe.
Patryk: Als ich mich das erste Mal konzeptuell mit dem Mittelmeerraum beschäftigt habe, sind mir die unterschiedlichen, teilweise entgegengesetzten Denkansätze und Grenzauffassungen besonders aufgefallen. Ich wollte herausfinden, wie ein und derselbe Raum auf so viele Arten verstanden werden kann. Dementsprechend habe ich meinen Vortrag nach dieser Fragestellung ausgerichtet.
Lea: Ich fand die Vorstellung von Grenzen und Feindbildern schon immer faszinierend, da Menschen bereit sind, im Namen beider fast unmenschliche Dinge zu tun. Dabei sind die meisten Grenzen und Feindbilder fast ausschließlich imaginär, bzw. – umgangssprachlich ausgedrückt – Hirngespinste.

Kurze Zusammenfassung der jeweiligen Workshop-Themen/Schwerpunkte
Nicoletta: Der Film und seine Darstellungen sind immer zu einem gewissen Grad fiktiv. Wie fiktiv sind also seine Kulissen und Drehorte im Hinblick dessen, was sie darstellen? Diese Fragen sollen am Beispiel Italien betrachtet werden. Der Vortrag führt medienwissenschaftlich in die Entwicklung und Funktion der Drehorte und Kulissen ein und bietet einen filmhistorischen Überblick dieser im italienischen Raum. Zudem wird untersucht, ob Darstellungen durch nationale und internationale Filme die Landschaft und Kultur Italiens selbst beeinflussen, beispielsweise durch verstärkten Tourismus, der sich auf bestimmte Filme zurückzuführen lässt.
Mark: Mein Vortrag erforscht das Schaffen des italienischen Regisseurs Roberto Rossellini. Mein Hauptaugenmerk liegt dabei darauf, wie Rossellini das Aufeinandertreffen unterschiedlicher Kulturen im Mittelmeerraum verhandelt. Dabei steht vor allem die filmische Umsetzung des Raumes im Vordergrund. Von „Rom, offene Stadt“ bis zu „Reise in Italien“, Rossellinis Filme zeichnen sich durch eine für Rossellini charakteristische Raumgestaltung aus, die vor allem eine Projektion des Innenlebens seiner Figuren darstellt. Besonders interessant ist deshalb, in welchen semantischen Räumen interkulturelle Begegnungen in dem Filmen des Italieners stattfinden.
Patryk: Wie kann ein Schwellenraum gleichzeitig als Grenzlinie verstanden werden? In meinem Vortrag soll ebendieses Paradox – diese Spannung zwischen der arealen und linearen Auffassung des Mittelmeers – näher beleuchtet werden. Neben der historischen Entwicklung, die eine wichtige Rolle in der Entstehung jenes Zwiespalts spielt, werden auch kulturwissenschaftliche und politische Erklärungsansätze herangezogen.
Lea: Grenzen gehören zur menschlichen Wirklichkeit. Ganz gleich, ob sie territorial-real existieren und mit Zäunen, Mauern und Stacheldraht verteidigt werden oder kulturell-imaginär sind und durch das Denken und Handeln der Menschen bestehen. Unter dem Titel „Perspektiven – Zur Realität und Imagination von Grenzen“ möchte ich in meinem Vortrag über verschiedene Arten und Formen von Grenzen, Abgrenzungsmechanismen sowie über die damit verknüpfte Funktionalisierung von Feindbildern sprechen. Besonders im Mittelmeerraum, der das thematische Grundgerüst der Mittelmeer-Filmtage bildet, sind Grenzen ein zentrales und aktuelles Thema. Hier ist vor allem die Flüchtlingsthematik zu bedenken. In der philosophisch-kulturellen Reflexion von Grenzen und Feindbildern soll deshalb die politisch-mediale Instrumentalisierung des Flüchtlingsfeindbildes herangezogen werden. Ziel ist es, ein Bewusstsein für selbiges sowie nationale und politische Abgrenzung zu schaffen.

Was wäre das Best-Case-Szenario für den Workshop? Was sollen die Zuschauer bestenfalls aus den Vorträgen mitnehmen?
Mark: Im besten Fall werden die Zuhörer dazu angeregt, sich selbst mehr mit dem Thema zu befassen, bzw. bekommen neue Perspektiven und Sichtweisen eröffnet. Wir hoffen natürlich auch als Referenten, durch den Austausch mit dem Publikum die eine oder andere Anregung für kommende Forschungsfragen zu bekommen, bzw. von unseren Gastrednern, die alle im universitären Rahmen lehren, zu lernen.
Lea: Toll wäre es, wenn das Publikum neue Denkanstöße in Richtungen bekommen würde, die die sie bisher nicht beschäftigt haben. Sowohl ein erweitertes Medienbewusstsein als auch differenziertere Vorstellungen von Grenzen (v.a. Abgrenzungen) wären großartig.
Nicoletta: Natürlich würden wir uns über genug Zuhörer freuen und über einen reibungslosen Ablauf.

Nach welchem Prinzip habt ihr eure Gäste ausgewählt? War es schwer, besagte Gäste für eure Sache zu gewinnen?
Lea: Wir haben zwei Gäste, einen pro Abend. Wir haben sie nach passendem Forschungsgebiet ausgewählt. Manche kannten wir persönlich.
Mark: Bei den Gastrednern konnte ich eine ehemalige Professorin von mir aus Augsburg aus der Iberoromanistik gewinnen, an die ich sofort gedacht habe. Der zweite Gastredner war schwieriger, da unsere erste Wahl abgesagt hatte. Dafür haben wir mit Herrn Grizelj Kontakt aufgenommen, der einen befreundeten Germanisten aus Kroatien kontaktiert hat.

Auf welche Schwierigkeiten seid ihr bisher bei euren Vorbereitungen bzw. bei eurem Projekt gestoßen?
Nicoletta: Auch wenn unser Format einem Referat in einen anderem, nicht-universitären Umfeld ähnelt ist die Organisation und die Vorbereitung eines Tagungsprojekts neu für uns. Natürlich klappt nicht alles sofort. Einen Termin zu finden, an dem alle (vor allem die Gäste) Zeit haben und an dem der zugewiesene Raum noch nicht belegt ist war beispielsweise eine Schwierigkeit.
Mark: Vor allem die die Organisation von Gastrednern stellte uns vor Probleme, da es erstmal schwierig war, Experten auf dem Gebiet zu gewinnen und viele einen sehr vollen Terminkalender haben. Da mussten schon mal Termine hin- und hergeschoben werden, damit am Ende alles passte.
Patryk: Hauptsächlich organisatorische Probleme, die sich bei so einer Veranstaltung eben ergeben. Ein Plan B ist da von größter Bedeutung.

Welche Schwierigkeiten könnten noch auftreten?
Lea: Jemand könnte krank werden, einer der Gäste könnte spontan absagen, die Technik könnte streiken oder im schlimmsten Fall kommt keiner.
Patryk: Da die Kunstinstallation ebenfalls im Pixel stattfindet, wird wohl einiges abgeräumt und umgestellt werden müssen, bevor der Workshop stattfinden kann. Die Kunstobjekte müssen während der Vorträge irgendwo untergebracht und der Raum mit Stühlen gefüllt werden. Wie das ablaufen wird, steht noch offen.
Nicoletta: Ich habe den Raum, in dem wir die Vorträge halten, noch nicht von innen gesehen. Da er uns von den Veranstaltern der Mittelmeer-Filmtage empfohlen wurde, vertraue ich aber einfach darauf, dass er für unser Format geeignet ist. Eine Schwierigkeit, die jedem Student bekannt sein dürfte, sind die technischen Probleme. Aber wir werden vor Ort früh genug testen, ob alles an der Präsentation funktioniert.



Nach dem Ende unserer Zusammenarbeit mit den 12. Mittelmeer-Filmtagen wird ein weiterer Blog-Eintrag enstehen, in dem ein Fazit zu den Projekten gezogen werden soll.

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